Jüdische Kultur und Geschichte in der Region Stuttgart im Rahmen von „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

Interfraktioneller Haushaltsantrag der Fraktionen von CDU/ÖDP, Bündnis90/Die Grünen, Freie Wähler, SPD, FDP und DIE LINKE / PIRAT – Haushalt 2022

Die Regionalversammlung beschließt:

  1. Die Kulturregion Stuttgart plant nach Abschluss des Festivals 2022 ein Projekt „Unterstützung der Plattform www.jewish-places.de“, mit dem die jüdischen Spuren in der Region Stuttgart dokumentiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
  2. Mit der Kulturregion Stuttgart sind Gespräche zu führen, wie das Projekt in die langfristige Planung der Kulturregion eingepasst und gestartet werden kann. Dabei geht es um die inhaltliche Ausgestaltung einer befristeten Projektstelle zum Thema und um die mögliche Einbeziehung von mit dem Projekt zusammenhängenden Fragestellungen und Projektpartner in die Arbeit der Kulturregion. Für den Haushalt 2023 (!) ist ein Vorschlag für einen entsprechenden Haushaltsposten vorzulegen.

Begründung:

Anlässlich des Festjahres 2021 „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ (siehe https://2021jlid.de/) halten es die Fraktionen für angemessen, auch in der Region Stuttgart ein Zeichen zu setzen: Über die die partizipative Webseite www.jewish-places.de des Jüdischen Museums Berlin, die u.a. von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert wird, kann via einer interaktiven Deutschlandkarte das Wissen zu jüdischen Orten in der Region Stuttgart gebündelt werden. Die Vielfalt jüdischen Lebens in unserer Geschichte und Kultur kann so über eine zentrale Plattform sichtbar gemacht und ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt werden.

Die Plattform ist für die Region Stuttgart nur rudimentär gepflegt. Das Einpflegen des Grundbestandes der Orte, Einrichtungen, Personen und Spaziergänge kann dezentral erfolgen, ist technisch sehr gut gelöst (Vorbild Wikipedia) und wird zentral von Experten betreut, die einen wissenschaftlichen Standard sicherstellen. Sie ist aber zeitlich aufwändig und kann in der Fläche der Region auch langfristig nicht umfassend von Ehrenamtlichen geleistet werden. Durch ein Projekt der Kulturregion kann hier die Grundlage geschaffen werden, die weitere Pflege und Aktualisierung kann dann in die Hand Ehrenamtlicher gelegt werden. Ein Netzwerk Ehrenamtler, die die jüdischen Spuren in der Region betreuen, ist vorhanden. Geplant ist daher ein befristeter Anschub und die Schaffung einer Informationsbasis durch die Region, um anschließend eine Betreuung durch Ehrenamtliche vor Ort zu ermöglichen.

www.jewish-places.de bietet Entwicklungsperspektiven für die Region: Da alle eingepflegten Orte mit einem Permalink versehen sind, können Städte und Gemeinden zum Beispiel leicht Zeugnisse jüdischen Lebens vor Ort durch Tafeln mit QR-Codes zugänglich machen, aus denen sich smartphonegeführte Rundgänge ergeben. Nach dem Vorbild des MERIANguide „Jüdische Kultur und Geschichte in der Region Braunschweig-Wolfsburg“ könnte später in Zusammenarbeit mit der Stuttgart- Marketing GmbH (SM) und der Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH (RSM) ein Reiseführer erwachsen, der das regionale Bewusstsein stärkt, aber auch die touristische Anziehungskraft der Region vergrößert.

 

Dr. Joachim Pfeiffer, Prof. Dr. André Reichel, Andreas Hesky, Thomas Leipnitz, Kai Buschmann und Christoph Ozasek

 

Download PDF:

Interfraktioneller Antrag_HH22_Jüdische Kultur und Geschichte

Veröffentlicht in Haushaltsanträge.